pH-Probleme kommen selten vom Dünger
Viele Grower achten penibel darauf, ihren pH-Wert vor dem Gießen einzustellen. Trotzdem geraten Pflanzen immer wieder in pH-Stress: Die Werte driften, Nährstoffblockaden entstehen und plötzlich zeigen die Blätter Mängel.
Die meisten Grower denken dann an „falsche Dünger“, „zu hartes Wasser“ oder „Messfehler“.
Doch die Wahrheit ist: pH-Schwankungen entstehen fast immer im Wurzelraum selbst – und haben fast immer mikrobiologische Ursachen.
Ein stabiles Bodenleben ist die wichtigste pH-Versicherung, die du haben kannst.
Was bedeutet pH im Grow eigentlich?
Der pH-Wert gibt an, wie sauer oder basisch das Gießwasser oder Substrat ist.
Für Cannabis ist ein stabiler pH essenziell, weil nur in diesem Bereich Nährstoffe richtig aufgenommen werden.
Optimaler pH-Bereich in Erde:
-
6,2 bis 6,8
Optimaler pH-Bereich in Coco/Hydro:
-
5,8 bis 6,3
Doch auch bei korrektem Gießwasser kann der pH im Substrat „abdriften“ – und genau hier beginnt die Rolle der Mikroorganismen.
Warum Mikroorganismen den pH-Wert stabilisieren
Ein aktives Bodenleben ist der wichtigste pH-Puffer deiner Pflanze.
Mikroorganismen halten den pH im Gleichgewicht, indem sie:
-
organische Säuren abbauen oder produzieren
-
Nährstoffformen verändern
-
toxische Stoffe neutralisieren
-
Ionen aufnehmen oder freisetzen
-
den Boden mineralisch stabilisieren
Je mehr mikrobielles Leben, desto stabiler das pH-Milieu.
Wie ein instabiles Mikrobiom den pH abstürzen lässt
Wenn das Gleichgewicht zwischen Mikroorganismen verloren geht, gerät der pH im Substrat schnell aus der Kontrolle.
Das passiert durch:
-
Überdüngung
-
zu hohe Salzkonzentrationen
-
Sterilisation
-
aggressive pH-Korrekturmittel
-
Trockenphasen
-
Staunässe
-
Sauerstoffmangel
-
ungeeignete Dünger-Kombinationen
Wenn die Mikroben weniger werden, passiert Folgendes:
-
organische Säuren werden nicht mehr abgebaut → pH sinkt
-
Nährstoffverbindungen werden instabil → pH schwankt
-
der Wurzelraum wird anaerob → pH sinkt drastisch
-
toxische Metaboliten sammeln sich an → pH driftet
Der pH-Wert wird unberechenbar, obwohl du alles richtig machst.
Warum pH-Probleme nicht an der Oberfläche beginnen
Die meisten pH-Probleme entstehen tief im Substrat, dort wo die Wurzeln sind.
Das bedeutet:
Du kannst an der Oberfläche messen – und alles sieht gut aus.
Doch in der Rhizosphäre ist bereits Chaos.
Typische Zeichen für ein mikrobiell bedingtes pH-Problem:
-
plötzliche Mängel trotz korrekter Düngung
-
dauerhaft niedriger EC, trotzdem Überdüngungssymptome
-
Blätter hängen nach jedem Gießen
-
unlogische Wechsel zwischen Mangel und Überschuss
-
pH pendelt täglich hin und her
Das sind klare Hinweise auf biologisches Ungleichgewicht.
Wie Mikroben pH-Stabilität erzeugen
Ein gesundes Mikrobiom arbeitet wie ein biologisches Kontrollsystem.
Mikroorganismen sorgen für:
-
Pufferung: Sie gleichen starke Schwankungen aus
-
Neutralisation: Sie bauen überschüssige Säuren ab
-
Balancierung: Sie schaffen ein konstantes Bodenmilieu
-
Verbesserte Ionendynamik: Nährstoffe werden nicht zu toxischen Salzen
Diese Prozesse stabilisieren den pH fast automatisch – selbst wenn das Gießwasser mal nicht perfekt ist.
Warum pH-Probleme im toten Substrat unvermeidlich sind
Ein steriles oder mikrobiell armes Substrat hat keinen pH-Puffer.
Deshalb zeigen Pflanzen in toter Erde oder unbelebter Coco:
-
häufiger pH-Krisen
-
stärkere Lockouts
-
schlechtere Nährstoffaufnahme
-
sichtbar mehr Stress
Ohne Mikroben bist du ständig am pH-korrigieren – und kämpfst trotzdem gegen Symptome.
Wie du ein pH-Problem identifizierst
Die Pflanze zeigt mehrere typische Anzeichen:
Blätter:
-
gelbe Blattadern (Eisenmangel)
-
braune Flecken (Calciumprobleme)
-
verbrannte Blattspitzen (Salzstress)
-
helle Jungtriebe (Magnesium/Iron-Lockout)
Substrat:
-
riecht muffig oder sauer
-
Wasser bleibt oben stehen
-
weiße oder gelbliche Ablagerungen
-
pH ändert sich täglich
Spätestens dann solltest du eingreifen.
Wie du pH-Probleme mikrobiell korrigierst
Die beste Lösung ist immer die Wiederherstellung eines stabilen Bodenlebens.
Sofortmaßnahmen:
-
salzarmes Spülen mit zimmerwarmem Wasser
-
Zugabe fermentierter Mikrobenkulturen (EM)
-
organische Kohlenstoffquelle für Mikroben (z. B. Melasse, sehr sparsam)
-
bessere Drainage sicherstellen
-
Substrat leicht lockern
Stabile langfristige Maßnahmen:
-
regelmäßige Mikrobengaben
-
organische Bodenpflege
-
pH-Korrektur nur moderat
-
nicht austrocknen lassen
-
leichte Düngung, keine Überdosierung
Ein stabiler pH ist eine Folge von lebendem Boden, nicht von ständigem Nachjustieren.
Warum EM besonders gut bei pH-Problemen wirken
Fermentierte Mikroben:
-
stabilisieren Säure-Basen-Gleichgewicht
-
senken pathogene Aktivität
-
verbessern die Wurzelatmung
-
bauen überschüssige Salze ab
-
fördern organische Pufferkapazität
Dadurch entsteht ein stabiler Wurzelraum, der pH-Schwankungen automatisch ausgleicht.
Fazit – pH-Stabilität ist keine Zahl, sondern ein biologisches Gleichgewicht
pH-Stress entsteht fast nie durch den Dünger – sondern durch fehlende oder zerstörte Mikroorganismen.
Ein lebendiger Boden regelt den pH fast von allein.
Ein steriler Boden macht pH-Krisen unvermeidlich.
Wer die Mikrobiologie stärkt, löst pH-Probleme langfristig – und verhindert, dass sie überhaupt entstehen.
Im nächsten Artikel widmen wir uns einem weiteren Kernproblem vieler Grower:
Nährstoffblockaden – und wie Mikroben sie auflösen, bevor Schäden entstehen.